Freitagnachmittag und Dr. Julie Bradshaw hat gerade eine "absolute Wahnsinnswoche hinter sich gebracht." Wen wundert's – Dr. Bradshaw ist Lebensberaterin, Schwimmtrainerin, Motivationsrednerin, zertifizierte NLP-Trainerin und zudem Universitätsdozentin mit einer halben Stelle. Außerdem ist sie eine erfolgreiche Freiwasserschwimmerin, die als letzte Teilnehmerin eines Fundraising-Staffel-Schwimmwettwerbs im Lake Windermere in England auch noch eine Rekordzeit ermöglichte. Ein sehr vielseitiger Lebenslauf, zweifellos, der jedoch von ihrem Selbstvertrauen, ihrer Neugier und einem Gefühl der Verantwortung zusammengehalten wird, das, so beweisen es ihre eigenen Leistungen, jedem in welcher Disziplin auch immer, nutzen kann.
Im Folgenden einige der wichtigsten Punkte aus unserem Gespräch mit Julie:
Zwei Dinge sind für Julies Motivation wichtig: persönliche Herausforderung und anderen Menschen zu helfen. Ihre persönliche Inspiration liegt darin, "etwas zu erreichen, was noch nie jemand anderer zuvor geschafft hat", wie z.B. ihre dreimalige Durchquerung von Loch Ness im Jahre 2005 – ein Rekord. "Ich mochte es schon immer, Ziele zu haben", sagt sie bescheiden.
Und was ihre Unterstützung anderer Menschen angeht: damit hat Julie bereits mit 15 Jahren angefangen, als ihre erste Durchquerung des Ärmelkanals das zur Errichtung des Trinity Hospice erforderliche Geld einbrachte. (Mit dem Gründer des Hospizes, Dr. David Cooper, steht sie immer noch in Kontakt.) Und ein extra Wettbewerb – "Erraten Sie die Dauer einer Kanaldurchquerung!" – erbrachte das Geld für den Kauf eines Kleinbusses für ihre Schule.
Ihr jüngster Staffel-Schwimmwettbewerb in Windermere erbringt immer noch Geld für das Rainbows Hospice for Children and Young People. Ihre eigenen Schwimmetappen hat Julie dabei dem Andenken an ihre Freundin Susan Taylor gewidmet, die letztes Jahr bei einer Durchquerung des Ärmelkanals – ebenfalls als Charity für Rainbows – gestorben ist. "Wenn man Fähigkeiten hat dann ist es wunderschön, sie für einen guten Zweck einzusetzen."
Dr. Julie Bradshaw MBE schwimmt am liebsten im anspruchsvollen Butterfly, sowohl in ihrem Endless Pool in ihrem Garten in Loughborough (Foto) als auch als ihren Schwimmstil, der die Rekorde setzte, einschließlich ihrer "Umrundung" der Insel Manhattan im Jahre 2011. Julie, ein Lebenscoach und Corporate Trainer, empfiehlt Schwimmen zur Entwicklung von Teamwork, Entschlossenheit, Motivation und Fokus.
Es gibt das Sprichwort, Heimat ist da, wo das Herz ist. Daraus folgt also unweigerlich, dass unsere leidenschaftlichsten Errungenschaften sich auch dort abspielen. Julie kehrt immer wieder ins Wasser von Lake Windermere zurück, der für sie wie eine "zweite Heimat" ist. "Hier am Lake Windermere hab ich überhaupt mit dem Schwimmen begonnen" – während der Ferien mit ihrer Familie. Doch leider liegt er mehr als 3 Stunden von Julies Hauptwohnsitz entfernt, also hat sie, um ihre Kondition für Schwimm-Marathons nicht zu verlieren, vor etwa zehn Jahren einen Endless Pool in ihrem Garten installiert.
"Für mich absolut ideal", sagt sie. Wenn sie für "Schwimmstrecken mit größerer Ausdauer" trainiert, kann sie "alles in meinem Endless Pool simulieren" – das Anschwimmen gegen die weiche Strömung des Pools, ähnelt dem Schwimmen in den Wellen von offenen Gewässern, fühlt sie, und dass man sich nicht mehr vom Beckenrand abstoßen muss, trägt zum Aufbau der Ausdauer bei.
Doch am meisten lobt sie ihren Endless Pool wegen seiner Bequemlichkeit. "Dort wo ich wohne [in Loughborough, in der Mitte von Großbritannien], findet man kaum freie Gewässer. …Also spare ich mir enorm viel Zeit. Für eine halbe Stunde ins öffentliche Schwimmbad zu gehen, würde mir niemals einfallen." Doch seitdem der Endless Pool in ihrem Garten steht, kann sie regelmäßig und wann sie will schwimmen.
Julie schätzt auch sehr, dass die Geschwindigkeit einstellbar ist, für Freestyle erhöht sie das Tempo der Schwimmströmung, für Butterfly dreht sie es dann wieder runter. Denn Butterfly gilt für viele als der anspruchsvollste Schwimmstil – und ist übrigens der, weswegen sie am bekanntesten ist. Denn Julie ist viele Strecken ausschließlich im Butterfly geschwommen, einschl. ihrer Umrundung der Insel Manhatten 2011 (ein neuer Rekord) und die Durchquerung des Lough Erne in Irland, 2006.
Julie hat unlängst eine versierte Musikerin für Freiwasserschwimmen gecoacht, als Hilfe für die Muskeldystrophie-Forschung. Trotz ihrer professionellen Leistungen als Musikerin, "stärkte das Schwimmen ihr Selbstvertrauen. Sie konnte nun an sich in einem neuen Bereich glauben". Für Julie liegt ein Vorteil auch darin, dass die neue Disziplin, "sie empathisch gegenüber anderen macht", die Probleme damit haben, eine neue Fähigkeit zu erlernen.
Sie wollen das größte Hindernis finden, das Ihren Zielen im Weg steht? Dann machen Sie's wie Julie: blicken Sie in den Spiegel. "Wenn ich etwas nicht machen kann," so hat sie beobachtet, "dann bin allein ich es, die mich davon abhält."
Dr. Julie Bradshaw (Mitte) mit ihrem Staffel-Team bei der Durchquerung von Lake Windermere, August 2014, die einen neuen Rekord markierte. Neben dem Schwimmen für die persönlichen Erfolge, widmet Julie das Schwimmen dem Gedenken ihrer Freundin, der verstorbenen Freiwasserschwimmerin, Susan Taylor. Wie Susam auch, ist Julie geschwommen, um Geld für das Rainbows Hospice for Children and Young People zu beschaffen.
Dieses Jahr ist Julie 50 geworden und macht keinerlei Anstalten zu schwächeln. Zu ihrem runden Geburtstag sagt sie folgendes: "Ich fühl' mich genauso wie vorher... Manche Leuten machen sich einen Kopf über das Alter. Ich nicht."
Danach gefragt, wie viele Weltrekorde sie eingestellt hat, sagt sie einfach: "hab aufgehört zu zählen." Auf ihrer Website werden 23 angegeben und mit der Staffeldiesen Monat sind's dann insgesamt schon 27, obwohl er die geplanten 14 Etappen nicht erreichte. Denn nach etwa 1,6 km der 10. Etappe brach ein Teammitglied zusammen. "Klar ist das enttäuschend", sagt sie nüchtern, "doch was zählte, war einfach die Sicherheit. Deshalb mussten wir's absagen." Und eins ist klar: Julie macht sich weniger Gedanken über diese Panne als über all das, was sie und ihre Teammitglieder in den kommenden Jahren noch alles schaffen können.
Was kann man vom Schwimmen lernen? "Da fällt mir als Erster Teamwork ein", sagt Julie sofort. (Viele der größten Schwimmereignisse waren Staffelschwimmen.) Dann führt sie noch Entschlossenheit, Fokus und Motivation an, als wichtige Lektionen fürs Leben, die sie im Wasser entwickelt hat, die sich aber auch in alle Lebensbereiche erstrecken.
Angesichts ihres Ehrendoktortitels und eines MBE (Member of the Most Excellent Order of the British Empire), die ihr beide als Anerkennung ihrer Leistungen als Schwimmerin und Fundraiserin übertragen wurden, scheinen diese Lektionen sowohl hart erlernt als auch gut angewandt zu sein.